Türkgücü München – Borussia Dortmund II 2:1

Olympiastadion, 2.209 Zuschauer

Die Entscheidung, wo ein kurzer Ausflug am Tag der deutschen Bundestagswahl hingehen könnte, war eine leichte. Immerhin gab es ein Stadion mit einem Pflichtspiel zu besuchen, das sonst nur mehr selten auf diesem Weg zu betreten ist.

Der SV Türk Gücü München wurde 1975 von türkischen Migranten gegründet und spielte 1988 bis 1992 sowie 1994 bis 1996 in der damals drittklassigen Bayernliga – unter anderem vor bis zu 12.000 Zuschauern gegen 1860 München. 2001 wurde der Ursprungsverein nach Insolvenz allerdings aufgelöst. Der Nachfolgeverein startete unter dem Namen Türkischer SV München und musste bis zum Einstieg eines neuen Investors 2016 auf erste Erfolge warten, erhielt dafür aber 2019 mit dem Aufstieg in die Regionalliga Bayern seine ursprüngliche Bezeichnung zurück (allerdings zusammengeschrieben). Bei Ausbruch der Corona-Pandemie stand Türkgücü (was so viel wie „Türkische Kraft“ bedeutet) 2020 auf dem ersten Platz und wurde schließlich auch als Aufsteiger in die Dritte Liga bestätigt.

Die Stadion-Situation ist für den Verein seit spätestens dem letzten Aufstieg angespannt, weil die Infrastruktur nicht annähernd mit der Qualität der Mannschaft mitgewachsen ist. Überwiegend spielt der Klub daher durch eine Ausnahmeregelung im Stadion an der Grünwalderstraße, wo neben dem Heimverein 1860 auch die FC Bayern Amateure beheimatet sind. Bis zu acht Heimspiele pro Saison können allerdings auch im ehrwürdigen Olympiastadion ausgetragen werden, das Spiel heute ist das erste in der ehemaligen Heimat des FC Bayern in der neuen Saison.

Und die für die Olympischen Spiele 1972 errichtete Spielstätte ist auch das wahre Highlight des heutigen Tages: Ihre spezielle Dachkonstruktion weiß auch heute noch zu beeindrucken, ebenso wie die herrlich aus der Zeit gefallenen Stadionuhren und Anzeigentafeln das Herz höher schlagen lassen. Zudem überzeugt auch die Akustik des weiten Ovals im Münchner Norden. Auf den für ein Fassungsvermögen von knapp über 69.000 Zuschauern schütter besetzten Rängen kommt dennoch immer wieder – wenn auch nicht durchgehend – gute Stimmung auf. Vor allem die Trommeln der Türkgücü-Anhänger sind immer wieder gut zu hören.

Auf dem Rasen wird vor allem in der ersten Halbzeit eher Schmalkost geboten. Dennoch können die Gastgeber mit einer 1:0-Führung in die Kabinen gehen. In den zweiten 45 Minuten ist das Spiel durchwegs aufgeweckter, die Gäste aus Dortmund wachen erst nach dem völlig verdient eingefangenen 0:2 etwas aus ihrer Lethargie auf. Der Anschlusstreffer zum 1:2 fällt aber zu spät, um dem Spiel noch eine Wende zu geben.

Hinterlasse einen Kommentar