SSV Markranstädt – FV Dresden 06 Laubegast 1:1

Stadion am Bad, ca. 100 Zuschauer

Der zweite Tag startete mit einer Reise dorthin, wo alles begann… Das wenige Kilometer außerhalb Leipzigs gelegene Markranstädt gilt als Geburtshelfer für das Red-Bull-Universum in Deutschland. Ein kleiner Trip zum Urknall also.

Dabei hatte das etwas über 15.000 Einwohner zählende Städtchen in früheren Zeiten sogar noch Gäste von Format beherbergt: 1807 nächtigte Napoleon im heimischen „Gasthof zum Rosenkranz“, 1813 auf seinem Rückzug nach der Völkerschlacht von Leipzig sogar ein weiteres Mal. Und ähnlich wie die französische Armee ist auch Red Bull hier nur kurz durchgezogen.

2009 übernahm der gerade frisch aus der Taufe gehobene Retortenverein Rasenballsport Leipzig für eine Saison die Lizenz des SSV in der fünftklassigen Oberliga Nordost. Danach trennten sich die Wege wieder, für RB ging es nach oben, Markranstädt erhielt Spieler und startete in der siebten Liga neu. Der Ursprungsverein des Spiel- und Sportvereins wurde übrigens 1912 unter dem Namen FC Sportfreunde gegründet und kam über die niederen Klassen nie hinaus.

Vor dem Stadion am Bad komme ich mit einem älteren „Ultra“ der Gästefans ins Gespräch, der nach kurzer Einleitung auch gleich seine stärkste Waffe auspackt: den sächsischen Autoatlas. Mithilfe dessen klärt er mich auf, wo genau in Dresden nun dieses Laubegast liegt. Dass es vom städtischen Tourismusverband immer so sträflich vernachlässigt wird, schmerzt ihn sichtlich. Mir, dem neugewonnenen „Bruder“, lässt er wenig später auch noch fein säuberlich in einer Klarsichtfolie gesammelte Informationen samt älteren Stadionheften seines Vereins zukommen.

Dass es der alte Haudegen auch heute noch ordentlich draufhat, zeigt er, nachdem er die Ratsche ausgepackt hat, mit der er sein Team 90 Minuten lang unterstützt. Dazu gehören auch – teils sehr eigenwillige – Interpretationen von aus anderen Stadien bekannten Gesängen, die er lautstark trällert. Damit erzeugt er aber Unmut bei einem Teil des heimischen Publikums. In den folgenden Streit mischt sich zwischenzeitlich auch der Gäste-Trainer ein („Du kannst deine Weisheiten im Bad anbringen, aber lass uns arbeiten!“). Schließlich bekommt der Laubegast-Ultra sogar einen eigenen Security zur Seite gestellt.

Weit weniger dynamisch geht es auf dem Rasen zu: Einziger Höhepunkt der ersten Halbzeit ist ein vergebener Elfmeter der Gäste. Diesen Makel bügeln sie allerdings kurz vor Ende der 90 Minuten aus, als sie einen weiteren Strafstoß souverän verwandeln. Den bereits sicher geglaubten Sieg vor Augen fangen sich die Dresdner allerdings in der Nachspielzeit mit einem Tausend-Gulden-Schuss doch noch den Ausgleich ein.

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