Volksstadion, 4.337 Zuschauer
Knapp 18 Monate ohne Groundhopping sind nichts im Vergleich zu den 25 Jahren, die der Greifswalder FC auf eine erneute Teilnahme im DFB-Pokal warten musste. Das nunmehrige Antreten hatte dabei insofern ebenso wie meine Zwangspause mit Corona zu tun, als der Verein vor allem durch den Abbruch der vorigen Saison zu diesem Glück kam. Und die Rot-Weißen verkauften sich bei ihrer Cup-Premiere im neuen Jahrtausend gut und teuer gegen einen eigentlich von der Papierform her weit überlegenen Gegner.
Die Stadt Greifswald wurde 1278 Mitglied der Hanse und stieg dank einer nahen Saline bald zu einem bedeutenden Handelszentrum auf. Der am Fluß Ryck gelegene Hafen versandete aber bereits mit dem 14. Jahrhundert zusehends und wurde so rasch zu einem Wettbewerbsnachteil gegenüber den anderen Städten im Umkreis. Heute ist er nur noch als begehbares Museum zu erleben.
Mit der Eroberung durch König Gustav Adolf II. fiel Greifswald 1631 wie der Rest Vorpommerns für 184 Jahre unter schwedische Kontrolle, ehe es mit dem Wiener Kongress 1815 Preußen angegliedert wurde. Durch die städtebaulich anders gelagerten Pläne der DDR-Führung besteht heute nur mehr ein kleiner historischer Stadtkern, der seit 1991 fortschreitend saniert wird.







Ähnlich bewegt wie die Geschichte der Stadt war auch jene des Vereins. In seiner jetzigen Form besteht er erst seit 2015, geht aber zurück auf den 1911 gegründeten Greifswalder SC. Dieser war 1945 zwangsaufgelöst und erst 1990 wieder zum Leben erweckt worden. 2002 musste er allerdings Insolvenz anmelden und 2003 aus wirtschaftlichen Gründen erneut aufgelöst werden. Dadurch verließ auch ein gewisser Toni Kroos seinen eigentlichen Stammverein und startete über Hansa Rostock seine Weltkarriere. Nach einer Zeit mehrerer Fusionen von diversen Greifswalder Fußballvereinen besteht der Greifswalder FC nun eben eigentlich erst seit sechs Jahren und spielt in der fünftklassigen Oberliga Nordost.
Das heutige Spiel gegen den Bundesligisten FC Augsburg ist jedenfalls das größte der Vereinsgeschichte, wenn man die beiden Achtelfinalteilnahmen 1954 und 1960 im ostdeutschen FDGB-Pokal, damals als BSG Einheit Greifswald, außer Acht lässt. Dies spiegelt sich auch im hoffnungslos veralteten Volksstadion wieder, das heute aus allen Nähten platzt und um nur knapp 600 die höchstens zugelassene Zuschaueranzahl verfehlt. Überraschend viele der Fans tragen dabei auch Trikots des FC und tünchen die Naturrasen- bzw. Betonstufen-Ränge in hier heimisches Rot-Weiß.
Und auch die Spieler auf dem Platz leisten ihren Beitrag zu einem Fußballfest: Bereits in der zweiten Minute geht der Greifswalder FC überraschend in Führung. Augsburg braucht fast eine gesamte Hälfte, um sich davon zu erfangen und schließlich auch noch vor der Pause auszugleichen. Selbst nach dem 3:1 steckt die Heimmannschaft nicht auf, kommt sogar noch einmal heran, ehe sie sich doch noch ein weiteres Tor einfängt. Überragend bei den Greifswäldern ist vor allem der Torhüter, der die Augsburger mehrmals fast zur Verzweiflung treibt.









