Valerenga Oslo – Ham-Kam 3:0

Intility Arena, 13.752 Zuschauer

Das Land putzt sich heraus. Das habe ich schon bei meiner gestrigen Ankunft in Norwegen bemerkt. Auch im Grenzort Halden, wo ich um eine eingeplante Zweitligapartie wegen Verschiebung leider umgefallen bin, bereiteten sich die Menschen bereits auf den morgigen Nationalfeiertag vor. Die Anspannung – und offensichtliche Vorfreude – steigt hier von Stunde zu Stunde.

Auch in Oslo ist dies nicht anders, selbst wenn mich die Hauptstadt vorerst verregnet empfängt. Die lange Straße zum königlichen Schloss ist bereits mit vielen Fahnen verziert, die ersten Absperrungen stehen schon bereit. Nach rund drei Stunden Dauerregen wird das Wetter dann schließlich auch wieder besser, gerade rechtzeitig, um ohne Regenschirm ins Stadion loszustarten.

Valerenga Oslo ist die Fußballabteilung des Mehrsportartenvereins Valerenga IF, in dem auch noch Eishockey, American Football, Handball, Basketball, Unihockey und Skisport betrieben wird. Der Klub wurde 1913 gegründet und konnte bisher fünf Mal die Meisterschaft gewinnen, erstmals 1965 und zuletzt 2005. Hinzu kommen vier Pokalsiege. In die Intility Arena, die erste eigene Spielstätte der Vereinsgeschichte, zog Valerenga im September 2017 ein.

Dass dieser Spieltag vor dem Nationalfeiertag etwas besonderes im Land ist, konnte ich schon im Vorfeld nur schwer übersehen. Von keinem Verein habe ich bisher nach Erwerb der Eintrittskarte so viele aufgeregte Mails mit dem Zwischenstand des Vorverkaufs bekommen, wie in diesem Fall. Und auch rund um das Stadion macht sich das bemerkbar: Schon zwei Stunden vor Anpfiff herrscht ausgelassene Volksfeststimmung. Da kommt gegen Abend sogar noch einmal die Sonne heraus, um doch noch vom Himmel zu lachen.

Das Bild ändert sich auch während der 90 Minuten dann nicht wirklich. Der günstige Spielverlauf für die Heimmannschaft trägt sicher zur Bombenstimmung auf den Rängen bei. Nachdem aber selbst die zahlreich erschienenen Gästefans (Ham-Kam ist die Abkürzung für Hamarkamaratene) durchwegs bester Laune sind, bin ich mir nicht sicher, ob nicht selbst über eine Niederlage einfach hinweggefeiert worden wäre. Für die einzige Aufregung sorgt der grün-weiße Anhang, als aus seinem Block Pyro auf den Kunstrasen geworfen wird und dieser dadurch zum Brennen beginnt. Ein gellendes Pfeifkonzert und der Hass der Heimfans sind ihnen dafür sicher.

Besonders rührend wird in der Pause auch noch der Besuch der Klublegende Egil Flemming „Snapper´n“ Johansen inszeniert, bei dem 2022 ALS diagnostiziert wurde. Der zwölffache norwegische Nationalspieler verfolgt im Rollstuhl auf dem Rasen, wie ihm zu Ehren in der Fankurve eine Choreographie hochgezogen und er mit tosendem Applaus bedacht wird.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s