SpVgg Bayreuth – Wehen Wiesbaden 2:3

Hans-Walter-Wild-Stadion, 2.739 Zuschauer

Der frühe Zug ab 5.58 Uhr in Leipzig garantiert mir eine Ankunft in der Wagner-Stadt Bayreuth kurz vor der Mittagszeit. Man sieht: Um die öffentlichen Verbindungen in den ehemaligen Osten ist es bis heute nicht gut bestellt. Auf dem Weg komme ich durch tiefverschneite Landschaften, der Nebel dominiert die meiste Zeit. Es ist hier halt doch noch eher wildes Deutschland.

Bayreuth ist vor allem durch seine Festspiele zu Ehren von Richard Wagner im Sommer bekannt, der ab 1870 hier wirkte. Ansonsten blickt die Stadt auf eine extrem umstrittene und wechselhafte Geschichte zurück: 1430 von den Hussiten fast völlig zerstört erlebte Bayreuth ab 1603 einen kometenhaften Aufstieg, als es durch die Hohenzoller wider Willen zur Residenzstadt ernannt wurde und dann zwei Jahrhunderte blieb. Ergebnislos hatte der Bürgerrat die eigene Stadt gegenüber Markgraf Christian kleingeredet. Unbedeutender wurde die Stadt erst wieder, als es 1810 an das Königreich Bayern fiel.

Die heimische Spielvereinigung wurde 1921 gegründet und wird von den Fans gemeinhin mit dem Spitznamen „Oldschdod“ (also Altstadt) gerufen. Bis 1990 spielte der Verein immer wieder auch in der zweiten Liga mit, 1979 gelang in der 2. Bundesliga Süd sogar der Vizemeistertitel. Erst im Endspiel gegen Bayer 05 Uerdingen wurde der Aufstieg in die Bundesliga doch noch vermasselt. Ab der Wende folgte allerdings eine lange Durststrecke, die den Verein weit nach unten im Ligensystem führte. Erst zur Saison 2022/23 gelang mit dem Aufstieg in die dritte Liga die erneute Rückkehr in den Profifußball.

Ob dieses Abenteuer nach heuer fortgeschrieben werden kann, ist allerdings mehr als fraglich. Die Bayreuther spielen ganz klar gegen den Abstieg, symptomatisch dafür wohl auch der heutige Auftritt: Gegen den Aufstiegskandidaten aus Wiesbaden spielt man in der ersten Halbzeit eigentlich ganz gut mit, hätte mit etwas Glück sogar führen können. Nach Wiederanpfiff gibt man das Spiel allerdings binnen weniger Minuten aus der Hand, innerhalb von knapp zehn Minuten fängt man sich drei Treffer ein. Dem späten Anschlusstreffer in der 81. Minute folgt zwar sensationell auch noch das 2:3 – allerdings erst in der zehnten (!) Minute der Nachspielzeit. Viel Energieaufwand für wenig Ergebnis.

Überraschend gut schlagen sich hingegen die Fans der „Oldschdod“. Sowohl die Gegengerade mit der organisierten Szene als auch die Zuschauer auf den restlichen Rängen machen über das gesamte Spiel gute Stimmung. Nur in der Phase der absoluten Wiesbadener Dominanz sind die rund 40 mitgereisten Auswärtsfans lauter zu hören.

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