Stadion Wankdorf, 24.445 Zuschauer
Auch nach dem Faschingsdienstag haben es die Schweizer noch lustig. Zwar wurde die traditionelle Berner Fasnacht, die sich an diesem Wochenende an drei Tagen abgespielt hätte, abgesagt. Nach Aufhebung aller Corona-Maßnahmen wurde zur Freude aller Narren aber kurzerhand ein zweitägiges „Pop up“-Event ins Leben gerufen. Zum Start des lustigen Treibens habe ich die Stadt zum Glück aber bereits wieder verlassen.
Die „Bundesstadt“ der Schweiz bereitet sich untertags bereits auf den Ansturm der verkleideten Massen vor. Überall sind Markt- und Essstände aufgestellt, und auch sonst sind unerwartet viele Menschen in den Straßen unterwegs. Ob dies nur mit dem abendlichen Termin zu tun hat oder immer so ist, erschließt sich mir aber nicht wirklich.









Um diesem mir nicht ganz geheueren Trubel zu entfliehen, begebe ich mich relativ früh Richtung Stadion und treffe dort auf eine bei Weitem angenehmere Stimmung. Durch das angeschlossene Einkaufszentrum sammeln sich hier bereits zeitig erste Fans und warten wie ich auf den abendlichen Anpfiff.
Das Stadion Wankdorf wurde für die EURO 2008 errichtet, 2005 eröffnet und ist das zweitgrößte der Schweiz. Der Vorgängerbau wurde durch das „Wunder von Bern“ bei der WM 1954, als Deutschland Ungarn 3:2 schlug, weltbekannt. Bis zum 28. April 2018 erinnerte auch noch die vor der Arena befindliche alte Stadionuhr an dieses Ergebnis. Seit diesem Tag zeigt sie allerdings nicht mehr ein 2:3 an, sondern ein 2:1 – jenes Ergebnis mit dem die Young Boys zum ersten Mal seit 32 Jahren wieder Meister wurden.
Heuer wird dem FC Zürich allerdings der Meistertitel nicht mehr zu nehmen sein, und auch das Spiel heute ist symptomatisch für die durchwachsene Saison der Berner. Mit einem Blitzstart liegt „IB“ (wie man „YB“ hier ausspricht) bereits nach weniger als einer Viertelstunde 2:0 in Führung, Luzern ist völlig abgemeldet und zum Abschuss bereit. Doch danach schleichen sich Fehler ins schwarz-gelbe System ein und ermöglichen den Gästen vorerst den Anschlusstreffer. Mit der Schlussphase erhöhen die Gastgeber zwar noch einmal den Druck und machen beinahe auch den Sack zu, fangen sich mit einem blöden Konter allerdings noch den Ausgleich ein. Auch in Bern wird übrigens die letzte Viertelstunde traditionell eingeklatscht. Dies geht bis auf das Jahr 1910 zurück und ist damit um einige Jahre älter als plumpe Kopien dieser Art.
Äußerst ambitioniert ist heute jedenfalls der Auftritt beider Fankurven. Sowohl die zahlreich erschienenen Anhänger aus Luzern wie auch die Heimfans unterstützen ihr Team 90 Minuten lang beherzt und lautstark. Auf beiden Seiten kommen zahlreiche Fahnen und Doppelhalter zum Einsatz, bei den Gästen sogar kurz Rauchbomben.
















