King Power at Den Dreef, 5.540 Zuschauer
Manche Fußballspiele sind wie Partys bei fremden Menschen: Man weiß nie so richtig, was einen erwartet. Doch wenn man einmal dort ist, erlebt man für einen kurzen Augenblick die Zeit seines Lebens. In einer Universitätsstadt wie Leuven (sprich „Löwen“) in Belgien könnte man zwar davon ausgehen, dass die Menschen feiern gewöhnt sind. Doch das Ausmaß der Lebensfreude hier hat uns dann doch noch einmal gewaltig überrascht.
Leuven liegt knapp 20 Kilometer östlich von Brüssel und zählt etwas über 100.000 Einwohner, davon rund ein Drittel Studierende. Die Innenstadt ist zwar in ihrem Erscheinungsbild nicht derart niedlich wie das am Vortag besuchte Alkmaar, fällt mit den zahlreichen historischen Gebäuden aber sicher auch nicht sehr weit davon ab. Besonders beeindruckend ist mit Sicherheit das zentral gelegene Rathaus, das mit seinen zahlreichen Statuen auf der Fassade als eines der schönsten Gebäude der Spätgotik gilt.










OH Leuven (wobei OH für Oud-Heverlee steht, einer Kleinstadt südlich von Leuven – damit nimmt der Verein Bezug auf den Gründungsnamen von 1957) hatte lange Zeit eine eher ruhmlose Historie. Der Aufstieg in die dritte belgische Liga gelang erst im Jahr 2000. Nach zwei erfolglosen Versuchen in den Relegationsspielen erreichte OH 2004 dann schließlich auch die bis dahin nur vom Hörensagen gekannte zweite Liga. 2011 spielte der Klub erstmals auch erstklassig, musste sich aber lange mit dem Schicksal eines Fahrstuhlvereins begnügen.
Entscheidend ändern hätte sich dies mit dem Jahr 2017 sollen, als der thailändische Milliardär Vichai Srivaddhanaprabha, der damals auch bereits das englische Leicester City besaß, mit seiner King-Power-Gruppe den Verein übernahm (spiegelt sich auch im Stadionnamen wieder). Im Oktober 2018 verunglückte er bekanntlich tödlich mit seinem Hubschrauber, von den OH-Fans wird er allerdings bis heute in Ehren gehalten. Vor diesem Spiel fand für ihn auch eine „Minute des Applauses“ statt. Sein Sohn führt sein Engagement zumindest bisher zudem auch weiter.
Im Vergleich zum Vortag erleben wir hier heute sicher zwei fußballerisch extrem limitierte Mannschaften. Was an Niveau fehlt, versuchen aber vor allem die Gastgeber mit Begeisterung und Einsatz wettzumachen. Unterstützt werden sie dabei von ebenso motivierten Zuschauern auf den Rängen, die sich geradezu in einen Rausch singen (den sie durchaus auch physisch mit der Aufnahme einer beeindruckenden Anzahl von Bieren herbeiführen). Umso besser die Stimmung im Stadion wird, bessert sich auch die Performance auf dem Platz. Was zu Beginn eher nach einer lauen 0:0-Nummer aussieht, wird am Schluss ein engagiert herbeigeführter Heimsieg, der dann auch wieder Anlass für ausgelassene Feiern gibt. So macht man das hier offenbar unter Party-Leuven….
















