Stadio San Siro, 70.042 Zuschauer
So ein paar Sehnsuchtsorte, an denen er sich des einen oder anderen Tages einmal sieht, hat wohl jeder Fußballfan. Das San Siro ist bei mir auf jeden Fall in dieser Liste vorhanden, nachdem es mich mit seinem imposanten Erscheinen schon bei der WM 1990 tief beeindruckt hat. Es nun einmal auch in Live zu besuchen, ist daher für mich jedenfalls etwas Besonderes.
Vor dem abendlichen Kick wurde die norditalienische Wirtschaftsmetropole Mailand eines genaueren Rundgangs gewürdigt. Der zentrale Dom mit den um ihn gelegenen Prachtbauten weiß dabei ebenso zu überzeugen wie das Lokal- und Künstlerviertel entlang der alten Kanäle, das sich fest in der Ausgehszene etabliert hat. Selbst untertags findet man hier ein ansprechendes Angebot, das wenig Wünsche offenlässt. Grundsätzlich zeigt Mailand aber einen eher rauen Charakter, der nur immer wieder von italienischer Lebenslust durchbrochen wird. Manche Gegenden erinnern etwa in ihrer Bebauung eher an Nordengland als -italien.








Das Stadion wird seit 1926 an dieser Stelle bespielt und verdankt sein aktuelles Aussehen der letzten Heim-WM, als seine Kapazität noch einmal deutlich erweitert wurde. Es befindet sich im gleichnamigen Stadtteil, der eher verschlafen und abseits von Spieltagen wenig belebt wirkt. Sein besonderes Charakteristikum bekommt der Bau durch die Seitenpfeiler samt dem durch sie getragenen Dachkonstrukt, welches wie ein riesiger Industriekran wirkt. Auch die steilen Ränge im Inneren tun das Ihre zu einem rundum gelungenen Gesamtkunstwerk. Einzig infrastrukturell ist das Stadion mittlerweile ganz klar in die Jahre gekommen.
Eine zwar im Grundsatz durchaus vertretbare und stimmungsfördernde, aber in ihrer Länge und Penetranz dann doch unnötige Lasershow prägt die Zeit vor dem Anpfiff, in der sich vor allem die zahlreich mitgereisten Atalanta-Fans bereits stimmkräftig einsingen. Beleidigungen gegenüber den Gastgebern beantworten dessen Anhänger immer wieder mit eigenen Hassgesängen, wodurch bereits früh eine durchaus beachtliche Stimmung entsteht.
Die Erwartungen an dieses Match werden dadurch in die Höhe getrieben, können aber nur über kleine Strecken dann auch tatsächlich erfüllt werden. Der frühe Führungstreffer für Inter lässt das gesamte Stadion in durchaus beeindruckender Lautstärke jubeln, ein Stimmungsboykott der heimischen Ultras in den ersten 15 Minuten drückt die Stimmung allerdings doch beachtlich. Als sich die Heimkurve dann doch zu Wort meldet, bessert sich die Atmosphäre klarerweise deutlich, bleibt aber dennochh hinter den bereits geweckten Erwartungen zurück. Erst die turbulente Schlussphase des Spiels bringt dann wieder wirklich starke Emotionen auf den Rängen hervor.
Nach dem 1:0 in der dritten Minute ziehen sich die Schwarz-Blauen nämlich bereits früh zurück und machen immer weniger für das Match. Diese Passivität weiß Atalanta zwar über weite Strecken viel zu wenig zu nützen, schlägt dann aber dafür umso gnadenloser zu. Dem völlig verdienten, wenn auch etwas glücklichen Ausgleich folgt kurz darauf ein für die Gäste verhängter Elfmeter, den Inter-Torwart Samir Handanovic allerdings aus der Ecke boxt. Der Jubel über diese Meisterleistung lässt die Dezibelwerte schlagartig wieder in die Höhe schnellen und bringt einen mehr als versöhnlichen Abschluss für diesen in vielen Aspekten herausragenden Ausflug.











