SeatGeek Stadium, 10.439 Zuschauer
Schon eindeutig wärmere Temperaturen von den letzten Tagen gewohnt, bereitet mir Chicago doch fürs Erste einen (Kälte)Schock – die Stadt wird jedenfalls nicht umsonst „Windy City“ genannt. So sehr sich die Sonne hier auch anstrengen mag, gegen den frischen Wind, der vom Lake Michigan hereinzieht, hat sie keine Chance. Die tiefen Häuserschluchten in Downtown tun dann noch ihres dazu, um es hier wirklich, wirklich kalt werden zu lassen.
Manche Windböen können einem hier das Gehen erheblich erschweren, gerade an exponierten Stellen – so auch Straßenkreuzungen. Von diesen Widrigkeiten abgesehen, ist das bedeutendste Handelszentrum des mittleren Westen aber durchwegs beeindruckend: Die Wolkenkratzer entlang des Chicago River oder auch der Park am großen See entwickeln ein durchaus futuristisches Ambiente. Aufgelockert wird das Straßenbild auch immer wieder von historischen Gebäuden – oder zumindest solchen, die den Anschein danach erwecken sollen. Abseits von Downtown erstrecken sich dann auf einer riesigen Fläche Suburbs mit klassisch amerikanischen Einfamilienhäusern.








Das Stadion von Fire (das manchmal auch noch den Zusatz Soccer Club an den Namen angefügt hat) ist das bisher mit großem Abstand am schlechtesten erreichbare auf dieser Tour. Auf der eigenen Website ist eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erst gar nicht vorgesehen. Daher schlage ich mich hier zu Fuß von einer Endstation der U-Bahn zum Stadion durch. Ein eher ungemütliches Unterfangen, weil es lange an stark befahrenen Straßen entlang geht. Erst für den Rückweg finde ich dann doch noch einen Shuttlebus zurück zur U-Bahn. Er wird zwar von gar nicht so wenigen genutzt, die überwiegende Mehrheit kam aber typisch amerikanisch mit dem eigenen Auto.
Die Architektur des Stadions ist eigen, aber nicht wirklich intelligent. Gerade durch die sehr offene Bauweise wird es mit Sonnenuntergang und immer stärkeren Windböen so richtig kalt auf den Rängen. Die Einheimischen haben sich dafür zumeist auch gleich dicke Wolldecken von Zuhause mitgenommen. Zudem gibt es sie im Fanshop mit dem Klubemblem versehen auch zu kaufen.
Die offizielle Zuschauerzahl (siehe oben) ziehe ich stark in Zweifel, müsste das Stadion damit doch immerhin zur Hälfte besetzt sein. Mir kommt das eigentlich zu keinem Zeitpunkt so vor, auch wenn es hier, allein aufgrund der vielen Imbissstände, eigentlich immer Bewegung auf den Rängen gibt.
Die bereits bei den anderen Spielen beobachtete Mischung aus englischem und spanischem Support führt hier gleich zu einer Spaltung der Fanszene: Lateinamerikanisch/spanisch inspirierte Fans sammeln sich hiner einem Tor, die englischsprachigen hinter dem anderen. Gesänge kommen von beiden über die gesamten 90 Minuten – untereinander wird kein einziger gemeinsam koordiniert. Interessanter ist aber, dass auch der Rest des Stadions ungewöhnlich lautstark das Spiel mitfiebert.
So ergibt sich gute Stimmung für ein (leider) wieder eher schwaches Spiel. Ein Gewaltschuss von Fire-Star bzw. Bayern-Altstar Bastian Schweinsteiger in Hälfte eins stellt noch die größte Gefahr für die kanadischen Gäste dar, die dann kurz nach Wiederanpfiff sogar in Führung gehen. Erst ein Elfmeter kurz vor Schluss rettet der Heimmannschaft doch noch einen Punkt.














