Brescia Calcio – SSC Napoli 1:2

Stadio Mario Rigamonti, 14.703 Zuschauer

Es ist ein breiter Weg nach Brescia – vor allem wen man in untertags mit dem Zug zurücklegt und dafür frühmorgens in Wien losstartet. Kärnten erst mal hinter sich gelassen, schlängelt sich die Bahn durch Norditalien gen Venedig, wo dann in den nächsten Zug gewechselt werden muss. Ich bin jedenfalls froh, dass die Rückreise während der Nacht erfolgt. Schöne Landschaft hin oder her.

Erst am späten Nachmittag lande ich in der lombardischen Stadt, für einen Rundgang vor dem Match reicht es aber noch allemal. Das Licht der Frühlingssonne ist dafür auch noch ziemlich perfekt, vor allem das städtische Castell wird von ihr in die schönsten Farben gehüllt. Kein Wunder, dass sich hier – zumindest gefühlt – auch das meiste Leben in der Stadt abspielt, während das Zentrum weitgehend menschenleer ist.

Zum Stadion geht es gemütlich mit der U-Bahn, die es hier seit 2013 gibt und neben Mailand die einzige in der Lombardei ist. Schon von außen erkennt man den bestenfalls als provisorisch zu beschreibenden Zustand der meisten Tribünen. Bis auf eine bestehen alle aus Stahlrohrkonstruktionen, in sehr vielen Ländern wäre dies wohl in dieser Form nicht für die höchste Klasse zugelassen. Auch sonst lässt die Infrastruktur zu wünschen übrig: Meinen auf der Karte aufgedruckten Sektor gibt es so zum Beispiel gar nicht – und auch die Ordnungskräfte raten eher, als sie wirklich eine fachkundige Auskunft geben können. Und bei dieser Rätselrallye vor dem Spiel bin ich bei Weitem nicht der Einzige an diesem Abend. Vielfach endet sie schließlich bei freier Sitzplatzwahl.

Die Stimmung auf den Rängen erfüllt dafür alle Erwartungen. Vor allem die Heimfans werden wiederholt beeindruckend laut, wobei der Führungstreffer ihres Teams dabei sicher sehr förderlich ist. Die Stahlrohrtibünen erfüllen hier immerhin jenen Sinn, dass durch rhytmisches Treten auf deren Böden eine gute Grundatmosphäre geschaffen wird, welche die Gesänge immer wieder auch noch zusätzlich verstärkt. Zudem kann Brescia auch mit einer okayen Zettelchoreo und sehr viel Pyroeinsatz überzeugen.

Dass auf der Gegengeraden neben Heimfans auch noch einige verstreute Napoli-Anhänger sind, geht nur bis zum Ausgleich der Gäste in der zweiten Halbzeit durch einen Elfmeter gut. Danach kippt die Stimmung sehr schnell und die Himmelblauen sind nicht mehr wirklich sicher auf ihren Plätzen. Die Securitys mitsamt Militärpolizei hat alle Hände voll zu tun, dass ihnen die Situation nicht völlig entgleitet. Erst als die Gästefans auf die Hintertortribüne geleitet werden, beruhigt sich alles wieder ein wenig. Dennoch dominieren ab diesem Zeitpunkt die Schmähgesänge gegen die Süditaliener auf den Tribünen. An der Niederlage für Brescia ändert dies aber auch nichts.

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