Bonner SC – VfL Vichttal 0:0

Sportpark Nord, 599 Zuschauer

Ein Schienenersatzverkehr bis Trier (durchs idyllische Moseltal), von dort mit dem Zug nach Koblenz, um dann noch eine weitere Dreiviertelstunde den nächsten Zug zu nutzen: Schnell erreichbar ist Bonn von Saarbrücken aus nun wirklich nicht. Aber wer eine unterdurchschnittliche Fünftligapartie sehen will, muss halt auch bereits bei der Anfahrt schon richtig leiden.

Die südlich von Köln gelegene Stadt mit rund 340.000 Einwohnern war von 1949 bis 1973 provisorischer Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland und ab dann Bundeshauptstadt. Mit der Wiedervereinigung verlor sie allerdings diesen Status an Berlin. Entgegen dem (zumindest bis zu mir durchgedrungenen Ruf) ist sie im Zentrum überraschend schön. Vor allem ihr wohl bekanntester Bürger, Ludwig van Beethoven, prägt das Stadtbild mit zahlreichen Statuen sowie auch Wandmalereien.

Der Bonner Sport-Club ging 1965 aus der Fusion des Bonner FV mit Tura Bonn hervor. Seine sportlich größten Zeiten hatte der Verein ab der Saison 1976/76 als Teilnehmer der zweiten Bundesliga, in der man sich sogar halten konnte. Da der SC allerdings die Gehälter der Spieler schuldig blieb, war er 1977 der erste Klub der Geschichte, dem der DFB die Lizenz entzog. In derart hohe Gefilde kehrte der Verein danach nie wieder zurück, momentane Wirkungsstätte ist die fünftklassige Mittelrheinliga.

Indessen fiel der Verein eher mit kuriosen Episoden wie 1999/2000 auf, als er 15 kubanische Nationalspieler verpflichtete und auch ein Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft von Kuba austrug. Sportlichen Erfolg brachten derartige Aktionen allerdings nicht. Die ursprüngliche Heimstätte des Vereins, das Stadion in der Gronau, fiel 1970 der Ausweitung des Regierungsbezirks zum Opfer. Seither spielt der Sport-Club im Sportpark Nord, der als Mehrzweckstadion konzipiert und auf knapp über 10.000 Zuschauer ausgelegt ist.

Mit dem „Block A“ verfügt der Verein auch über eine kleine, aber feine Fanszene, die ihn auch heute gegen den aus der Aachener Region kommenden VfL Vichttal unterstützt. Obwohl beide Mannschaften in der Tabelle durchaus in den oberen Rängen zu finden sind, entwickelt sich nie wirklich eine hochklassige Partie. Vor allem in der ersten Hälfte dominieren individuelle Fehler und holpriges Spiel. Etwas mehr Spielkultur entwickelt sich schrägerweise erst, als einer der Heimspieler mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wird, was offensichtlich vor allem der Spielstärke des eigentlich geschwächten Teams guttut. Trotz einiger guter Chancen in Hälfte zwei bleibt es aber beim torlosen Unentschieden.

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