FC Aarau – FC Wil 1:1

Stadion Brügglifeld, 3.895 Zuschauer

Von der Stadt der Verbote ging es am nächsten Tag in den Hort der Anarchie, exakt auf halben Weg nach Zürich gelegen. Aarau an der Aare sollte mein letzter Zwischenstopp vor dem neuerlichen Abenteuer Nachtzug werden – auch wenn diesesmal ein (hoffentlich) gemütliches Bett auf mich wartete.

Die Kleinstadt war 1798 die erste Hauptstadt der Helvetischen Republik unter dem Einfluss der französischen Revolution, allerdings nur für wenige Monate. In der wieder restaurierten Schweiz machte dann ausgerechnet Bern, mit der sie zuvor jahrhundertelang im Clinch gelegen war, das Rennen um den Titel der zentralen Bundesstadt. Das kompakte Zentrum überzeugt, neben auffallend vielen Bekundungen der Widerständigkeit, vor allem durch die beeindruckend bemalten Dachbögen, die de facto jedes Haus der Altstadt zieren. Sonntagvormittag kommt das Leben hier aber offenbar nur sehr langsam in Schwung, ich spaziere durch beinahe vollständig menschenleere Straßen.

Der FC Aarau wurde 1902 gegründet und spielte von 1981 bis 2010 durchgängig in der höchsten Liga des Landes. Lang galt die Mannschaft sogar als „unabsteigbar“, ehe es sie nach 29 Jahren dann doch erwischte. Seitdem gelang der Aufstieg nur mehr für zwei Saisonen, den Rest der Zeit verbrachte der Verein in der Zweitklassigkeit. Meistertitel fuhr der Klub 1912 und 1914, ein letztes Mal dann noch 1993 ein – zudem steht auch noch ein Cupsieg (1985) zu Buche.

Etwas abseits des Zentrums liegt das Stadion Brügglifeld an einem kleinen Bach und erfüllt alle Anforderungen eines Kleinstadt-Platzes. Eine größere Haupttribüne mit Sitzplätzen und Überdachung und drumherum in einen Erdwall gegossene Stehplätze. Die immer wieder diskutierte Errichtung von einem neuen Stadion an einem anderen Standort konnte bisher nicht realisiert werden. 

Die veröffentlichte Zuschauerzahl erscheint mir heute etwas gar viel, aber schlecht besucht ist das Match jedenfalls nicht. Die heimische Kurve ist auf Höhe Mittellinie der Gegengeraden positioniert, zeigt eine kleine Choreo zu Beginn und supportet 90 Minuten lang. Die Handvoll Auswärtsanhänger ist ebenfalls das gesamte Spiel aktiv.

Aarau kommt etwas schwer ins Spiel, hat gegen Ende der ersten Halbzeit dann aber eine ziemliche Druckphase. Aus dieser resultiert auch der Führungstreffer, das (meiner Meinung nach) reguläre 2:0 erkennt der Schiedsrichter allerdings nicht an. Hälfte zwei ist dominiert von weiteren Aarauer Chancen und gegen Ende einer ziemlichen Abwehrschlacht. Als die drei Punkte bereits gewonnen scheinen, drückt Wil eine der letzten Chancen doch noch über die Linie. Aus objektiver Sicht wohl eine verdiente Punktteilung in einem insgesamt eher durchwachsenen Spiel.

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