FC Thun – FC Sion 1:1

Stockhorn Arena, 5.076 Zuschauer

Corona-Wellen rund um mich herum, Lokführer-Streik in Deutschland, Schnee-Chaos in der Woche davor: All das konnte mich nicht aufhalten, doch den Nightjet in Wien zu boarden. Und auch für diesen hatten sich die ÖBB so einiges an Specialeffects einfallen lassen. Waggon runterkühlen im Winter: Warum nicht? Klos sperren statt reinigen? Gebongt! Und dennoch schaffe ich es wie durch ein Wunder gesund nach Zürich, von wo ich gegen Mittag meine Weiterreise antrete…

Thun wird als Tor zum Berner Oberland bezeichnet und ist die größte Garnisonsstadt der Schweizer Armee. Ihr Name leitet sich aus dem Keltischen her und bedeutet so viel wie „befestigter Ort, Burg“ – urverwandt damit sind das Deutsche „Zaun“ und das Englische „town“. War Thun früher ein Hotspot des Tourismus, so ist dessen Bedeutung mittlerweile etwas zurückgegangen. Die Militärschule und zahlreiche Betriebe des Maschinen- und Apparatebaus sind derzeit der bei Weitem wichtigere wirtschaftliche Taktgeber. In der historischen Altstadt ist die Nähe zu Bern – vor allem bei der Architektur – nicht zu verkennen. Vor allem aber auch die hier in den Thunersee einmündende Aare verleiht dem Stadtbild einen unverkennbaren Charme.

Das heutige Spitzenspiel der zweiten Schweizer Liga hält auf jeden Fall, was es versprochen hatte – wenn auch nicht unbedingt auf dem Rasen. Zwei bis in die Fingerspitzen motivierte Fanlager schenken sich über 90 Minuten nichts. Den Auftakt machen bereits zwei Choreographien zu Spielbeginn, wobei die Thuner Kurve den 15. Geburtstag der führenden Fangruppe feiert. Die riesige Überrollfahne kaschiert dabei die doch eher locker besetzte Hintertortribüne und wird daher auch bis weit in die ersten Minuten des Spieles oben gehalten. Auf der gegenüberliegenden Seite ziehen die Gäste aus Sion vor einem weißen Zettelmeer ein kleines Bergpanorama hoch.

Vom gesanglichen Repertoire und der Lautstärke haben meiner Meinung nach eindeutig die französischsprachigen Anhänger aus Sion die Nase vorne – auch wenn sie als Tabellenführer mit dem 1:1 sicher auch die meiste Freude haben können, während Thun mit dem Remis die Übernahme der Ligaspitze verabsäumt. In beiden Kurven wird allerdings ein beeindruckender pyrotechnischer Aufwand betrieben, wobei mit den Bildern davon ganze Fotoalben gefüllt werden können. Gerade in Hälfte zwei lenken sie damit immerhin vom doch eher eintönigen Geschehen auf dem Spielfeld ab.

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