Lierse SK – KSC Lokeren-Temse 2:2

Herman Vanderpoortenstadion, ca. 2.500 Zuschauer

Ein Ort, dessen Stadtteil auch der Stammsitz der Firma „Van Hool“ ist, kann ein so schlechter nicht sein. Dies beweist auch die kurze Reise in das rund 20 Minuten von Antwerpen entfernte Lier, wo dem Ex-Klub von Ralph Hasenhüttl (1997/98) ein bisschen auf die Beine geschaut werden sollte.

Die heute etwas über 37.000 Einwohner zählende Kleinstadt wurde bereits im neunten Jahrhundert vom Heiligen Gummarus gegründet, von dem ich in meiner religiösen Ignoranz aber selbstverständlich noch nie auch nur ein Sterbenswort gehört habe. Einen möglichen Aufstieg zu Weltruhm vergab die Stadt nachweislich im 15. Jahrhundert, als ihr Johann IV. von Brabant anbot, dort entweder eine Universität oder einen Schafsmarkt anzusiedeln. Erstere wurde 1425 dann als eine der ersten Europas in Leuven errichtet, den Einwohnern von Lier brachte ihre wenig gelehrsame Entscheidung hingegen den zusätzlichen Spitznamen „Schapenkoppen“ („Schafsköpfe“) ein.

Lierse SK wurde 1906 gegründet und ist viermaliger belgischer Meister (1932, 1942, 1960, 1997) sowie zweimaliger Cupsieger (1969, 1999). Das Stadion des Vereins wurde kürzlich äußerst klangvoll in „AsterX Group-f-Arena“ umgetauft, aus fußballromantischen Gründen bin ich oben jedoch bei der angestammten Bezeichnung geblieben. Grund für derart hirnrissige Aktionen der Geldmacherei könnten allerdings vor allem in der jüngeren Vergangenheit des Klubs zu finden sein. Diese führte 2018 nämlich in die Insolvenz und resultierte in der Neugründung von gleich zwei Vereinen: Dem fanbasierten und aus den untersten Ligen neustartenden K. Lyra-Lierse sowie Lierse Kempenzonen, das mittlerweile wieder zum ursprünglichen Namen zurückgekehrt ist.

Auch wenn wir heute also eher auf der Seite des Kommerz gelandet sind, lässt sich beim Spiel dennoch viel von der Tradition dieses Vereins spüren: Das markante Stadion mit vier völlig unterschiedlichen Tribünen trägt dazu ebenso viel bei, wie die äußerst singfreudigen Fans auf den Rängen. Die Stimmung baut sich durch den zweimaligen Rückstand der Gastgeber langsam auf und kulminiert in spannenden Schlussminuten, die noch zwei Rote Karten, den abermaligen Ausgleich und das verzweifelte Anlaufen für einen Siegtreffer sehen. Begleitet werden diese von durchaus beeindruckend lauten Gesängen von allen Seiten in guter alter englischer Tradition, zu denen auch die etwas über 200 Anhänger:innen der Gäste einiges beitragen.

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