FC Zlinsko – FC Zlin II 2:2

Stadion Otrokovice, ca. 250 Zuschauer

Otrokovice wäre fast das El Dorado für Plattenbau-Enthusiasten, wenn die gesamte Stadt nicht aus genau einer einzigen Bauart dieses Hochhauses bestehen würde. Freilich mögen wahre Experten dennoch die feinen Unterschiede erkennen und auf ihre Kosten kommen – ich bin nach fünf Minuten gelangweilt. Gut, dass ich mir vorab für das Besichtigen der Stadt ganze fünf Stunden eingeräumt habe…

Das rund 17.000 Einwohner zählende Otrokovice liegt rund zehn Kilometer westlich von Zlin und ist ähnlich wie dieses eine klassische Industriestadt. Größter Arbeitgeber der Region ist der hier ansässige Reifenproduzent Continental-Barum, der früher dem in Zlin angesiedelten Schuhproduzenten Bata gehört hatte. Im Gegensatz zu Zlin, das wenigstens aus industriegeschichtlichen Gründen Interesse wecken kann, halten sich die Höhepunkte in Otrokovice – wie schon erwähnt – in Grenzen. 

Bis zu meinem Highlight am späten Nachmittag besichtige ich daher (in der Reihenfolge): das „Zentrum“ (für ca. fünf Minuten), den Krankenhauspark (für schattige 20 Minuten) und den Kreisverkehr beim örtlichen Lidl (für weitere 20 Minuten: Die langen Rotphasen auf der stark befahrenen Straße haben mich hier etwas aufgehalten). Letzteren hab ich mir dann aber erspart, auch noch zu fotografieren.

Um 17 Uhr erfolgt dann der langersehnte Anpfiff im kleinen „Zliner Derby“, wie das Spiel hier genannt wird. Da die Gastgeber allerdings lediglich in der dritten Liga Tschechiens spielen, müssen sie sich mit der Zweitmannschaft des Lokalrivalen zufrieden geben. Dennoch können beide Teams auf durchaus singfreudige Unterstützung zählen. Während aus Zlin eher die begeisterte Jugend angereist ist (am Ende werden sogar Rauchtöpfe gezündet), zählt der heimische Support durchwegs ältere Semester, die neben dem Gesang auch dem Alkohol verpflichtet sind.

Durchaus stimmungsvoll verfolge ich daher ein – trotz des extrem schwülen Wetters – erstaunlich munteres Match, das über lange Phasen extrem ausgeglichen ist. Erst in der zweiten Hälfte können sich die heimischen Blau-Weißen einen leichten Vorteil erarbeiten und gehen kurzzeitig mit 2:1 in Führung. Dem de facto nicht vorhandenen Soundsystem, der ziemlich willkürlich aktualisierten Anzeigentafel und den relativ häufig stattfindenden Trinkpausen verdanke ich es, dass ich danach den Überblick über den Zwischenstand verliere. Das Match, das aus meiner Sicht genausogut 3:2 für eine der beiden Mannschaften enden hätte können, wird jedoch lediglich mit 2:2 abgepfiffen, wie ich im Nachhinein auf Social Media erfahre.

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