Borussia Neunkirchen – FC Saarbrücken 0:4

Ellenfeldstadion, ca. 7.000 Zuschauer

Es wird die „Mutter aller Derbys“ genannt, zumindest hier im Saarland. Das Spiel Borussia Neunkirchen gegen den FC aus Saarbrücken mobilisiert die Emotionen – und die Massen. Zum ersten Mal seit über acht Jahren findet es im Zuge des Landespokal-Achtelfinale wieder einmal statt. Für die einzigen Überraschungen sorgt hier aber nur das Wetter.

Zu groß sind mittlerweile nämlich die Unterschiede im zu erwartenden Leistungsniveau: Auf der einen Seite der Drittligist, der noch dazu gerade in das Halbfinale des DFB-Pokals aufgestiegen ist, und auf der anderen ein momentaner Sechstligist, bei dem bereits seit einigen Jahrzehnten die besten Zeiten vorüber sind. Denn nach einer großen Vergangenheit in den Anfangsjahrzehnten spielte die 1905 gegründete Borussia ab 1964 für zwei Jahre in der Bundesliga. Nach dem dann zu verkraftenden Abstieg gelang ihr 1967 als erster Verein der Geschichte der direkte Wiederaufstieg. Danach folgte ein bis heute andauernder beständiger Niedergang. Seit 2017 ist die sportliche Heimat eben die Saarlandliga.

Eine wesentlich stabilere – und an die große Vergangenheit erinnernde – Heimat haben die Schwarz-Weißen nur mit dem Ellenfeldstadion, in dem seit 1912 die Spiele ausgetragen werden. In den Bundesligajahren wurde die Kapazität auf über 30.000 erweitert (offiziell höchste Zuschauerzahl war 33.000 1967 gegen FC Bayern Hof). Wichtige Voraussetzungen für einen professionellen Fußballbetrieb, wie etwa eine Flutlichtanlage, wurden durch den frühen Absturz aber nie geschaffen. Dennoch beeindruckt bis heute etwa die mächtige Hintertortribüne, die sogenannte „Spieser Kurve“. Auch wenn sie seit längerer Zeit nicht mehr im Spielbetrieb genutzt werden darf, genießt das Stadion gerade wegen ihr einen durchaus gewaltigen Kultstatus.

Aufgrund des nun schon seit längerem bestehenden sportlichen Klassenunterschieds finden Begegnungen der beiden Lokalrivalen nur mehr sporadisch statt, zuletzt im Oktober 2015. Gerade deshalb ist die Vorfreude auf dieses Aufeinandertreffen in beiden Fanlagern riesig, wie überall im Umfeld des Stadions bzw. auch schon bei der Anreise zu spüren ist. Und all dies auf einem durchaus freundschaftlichen Niveau, so stark unterlegene Gegner muss man dann halt auch nicht noch zusätzlich schlagen (außer auf dem Rasen).

Sehr früh sind hier klare Verhältnisse hergestellt, bereits zur Pause steht es 0:3. Viel herausfordernder hingegen wird dann in den zweiten 45 Minuten das Wetter. Denn nach einer stabilen ersten Halbzeit mit durchgängigem Sonnenschein kippt dieses danach in seine absolute Unberechenbarkeit von der Zeit davor. Frühlingshafte Temperaturen und Helligkeit werden von einer Minute auf die andere von dunklen Wolken mit teils dichtem Graupelschauer (unterbrochen von einzelnen Regentropfen) und starkem Wind verdrängt – und kommen dann genau so schnell wieder retour. Vielleicht auch dadurch fällt in der zweiten Halbzeit nur mehr ein weiteres Tor – und die „Mutter aller Derbys“ wartet auf ihre nächste Auflage.

Hinterlasse einen Kommentar