Bingoal Stadion, 7.245 Zuschauer
Die Leiden des jungen Groundhoppers beginnen bereits an der Grenze zu Belgien – und meine damit auch. Wieder einmal erweisen sich die Niederlande als hart zu knackende Nuss. Immerhin werde ich an Tag 1 eines alles andere als unter einem guten Stern stehenden Fußball-Wochenendes mit einer in allen Aspekten durchaus ansprechenden Zweitliga-Partie besänftigt.
Nichts geht mehr: Kurz vor Aachen ist Schluss. Zumindest für den Nachtzug aus Wien, der seit mehr als zwei Stunden im kleinen Örtchen Horrem gestrandet ist. Nach langer Zeit der Ungewissheit erfahren wir vom entnervten Zugpersonal, dass unsere Reise nach Aachen eben nicht mehr fortgesetzt wird, sondern auf einen Bus umgestiegen werden muss. Dass uns dieser nur bis Lüttich bringen wird und nicht ganz ans eigentliche Reiseziel Brüssel, ist da dann auch schon egal. Mit stattlichen vier Stunden Verspätung erreiche ich zuerst die belgische Hauptstadt und dann Rotterdam, wo das eigentliche Wochenende starten sollte.
Ursprünglich war hier der Besuch von Sparta geplant. Doch nachdem bereits das Hotel gebucht war, wurde deren Heimspiel noch auf den Sonntag verschoben. Umplanung Nummer 1 spuckte immerhin ADO Den Haag als Möglichkeit aus, deren Spiele in der Vergangenheit oft für Außenstehende de facto nicht zu besuchen waren (Stichwort: Bewegungsfreundliche Niederländer). Die Verspätung gestattete es allerdings nicht, auch noch am selben Tag die Stadt anzuschauen. Ich lege meine Prioritäten also auf den Fußball – zumindest vorerst.
Den Regierungssitz der Niederlande besuche ich dann am zweiten Tag noch kurz vor der Weiterreise. Es wär jedenfalls echt schade gewesen, wenn ich die Stadt mit ihren knapp 600.000 Einwohnern ausgelassen hätte. Auch wenn im Großteil der Innenstadt eine dichte Nebeldecke hängt und Samstagmorgen noch wenig Leben in der Bude ist.














ADO Den Haag wurde 1905 gegründet, wobei ADO für „Alles Door Oefening“ („Alles durch Übung“) steht. 1962 war der Verein die erste Trainerstation von Ernst Happel in den Niederlanden, der mit seinem Pressing aus einem Abstiegskandidaten einen Titelaspiranten formte. In dieser Zeit wurde ADO fast schon Sinnbild für totale Offensive. Nach drei verlorenen Cup-Finalspielen 1963, 1964 und 1966 konnte man diesen 1968 endlich in die Höhe stemmen.
Happel verließ zwar in der Folgesaison den Verein, ein Kuriosum fällt allerdings noch unter seine Regentschaft: 1967 nahm der Klub bzw. dessen Mannschaft unter dem Namen San Francisco Golden Gate Gales an der US-Fußballmeisterschaft teil und belegte in der Western Division Platz zwei (von sechs Teilnehmern).
Nach dieser erfolgreichen Zeit fiel ADO meist nur mehr durch seine Anhänger auf – und das oft negativ. Ob Brandstiftung im eigenen Stadion (1982, dabei brennt die alte Holztribüne ab) oder Spielabbruch durch Platzsturm (2006): Die Fans der Gelb-Grünen haben wenig ausgelassen, um es wenigstens irgendwie in die Schlagzeilen zu schaffen. Für ausländische Besucher hieß es daher oft: Sorry, wir verkaufen dir keine Karten. Das hab ich selber oft genug miterleben müssen. Seit 2015 gehört ADO dem chinesischen Unternehmen United Vansen.
Die unterhaltsame Partie heute steht mehr auf des Messers Schneide, als das Ergebnis vermuten lassen würde. Die Gastgeber, bereits ab der 28. Minute mit einem Mann weniger auf dem Platz, schaffen es aber recht gut, immer dann zu treffen, wenn die Gäste gerade in eine Druckphase kommen. So gehen sie bereits nach knapp über einer Viertelstunde in Führung. Und auch das 2:0 fällt in einer eigentlichen Drangperiode von Helmond. Nur der gleich nachgelegte dritte Treffer sorgt dann dafür, dass das späte Anschlusstor ADO nicht mehr unter Zugzwang bringt.
Auf den Rängen herrscht durchgängig gute Stimmung, für die vor allem zwei Fanblocks auf der Gegengeraden und in der Kurve selbst zuständig sind. Eine kleine Choreo zu Beginn, Wechselgesänge und teils sehr lautstarke Chants machen die 90 Minuten zu einem durchwegs kurzweiligen Vergnügen.






















