K Beerschot VA – Club Brügge 2:2

Olympisch Stadion, 8.043 Zuschauer

Böse Zungen behaupten ja, als Violetter sei man leicht zu unterhalten. Dabei sind einfach nur die Ansprüche so niedrig, dass man sich auch schon mit sehr dürftigen Vorstellungen zufrieden gibt – um herausragende dann erst recht abfeiern zu können. Das gilt in Belgien offenbar nicht viel anders als in Österreich.

Zuvor ging es am noch eher verschlafenen Sonntagmorgen durch den ehemaligen Antwerpener Hafen sowie das Seeleuteviertel. Und um es kurz zu machen: Beveren-Vibes kamen dort eher nicht auf…

Die Entwicklung vom Koninklijke Beerschot Voetbalclub Antwerpen gibt mal wieder einen guten Einblick auf die Situation im belgischen Fußball: Der Verein geht auf den 1922 gegründeten FC Wilrijk zurück, der lange Zeiten sein Dasein in den untersten Ligen fristete. Nach einer ersten Fusion 1973 folgte 2013 eine weitere, als Beerschot AC aufgelöst werden musste und vollständig in diesem Verein aufging. Die Neugründung nahm allerdings auch die violette Fanbasis mit und spielte sehr rasch an der alten Spielstätte des Klubs aus Antwerpen.

Bei dieser handelt es sich um das Hauptstadion der Olympischen Spiele von 1920, das nach mehreren Umbauten aber mittlerweile nur mehr für Fußball genutzt werden kann. Nach einer anfänglichen Kapazität von 40.000 Menschen verfügt es heute nur mehr über 12.771. Neben der sehr steilen Gegengeraden ist vor allem auch die reine VIP-Tribüne prägend, bei der die Logen unten ganz nah am Spielfeld angesiedelt sind, während die „Freiluftplätze“ darüber liegen.

Die bereits oben erwähnte niedrige Erwartungshaltung legen die Beerschot-Fans bereits früh an den Tag, als ihr Team nach 14. Minuten und sehr dummen Toren bereits hoffnungslos 0:2 zurückliegt. Selbst einfache Balleroberungen und zaghafte Vorstöße werden vom Publikum dankbar mit Applaus bedacht. Immer wieder branden auch Anfeuerungsrufe auf. So richtig auf einen Turnaround würde man zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht mehr setzen. Zu klar haben die Gäste aus Brügge das Spielgeschehen in der Hand.

Allerdings werden sie mit der Führung auch merklich nachlässig und selbstgefällig. Dies nützen die Violetten mit einem wahren Offensivfeuerwerk zu Beginn der zweiten Halbzeit aus, erzielen binnen zwei Minuten gar den Ausgleich. Spätestens jetzt steht das Stadion Kopf und die Stimmung ist wirklich sensationell. Einige länger zu behandelnde Verletzungen nehmen die Anfangsdynamik aus dem Spiel, Beerschot kann nicht mehr nachlegen. Unter lautstarken Anfeuerungen der nun extrem aufgestachelten Fans halten sie aber zumindest das doch beachtliche Remis gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Brügge. Und selbst dieses wird nach dem Abpfiff gefeiert wie ein Sieg.

Hinterlasse einen Kommentar