SK Beveren – Royal Francs Borains 4:0

Freethielstadion, ca. 2.000 Zuschauer

Die Spieler des belgischen Zweitligisten SK Beveren stehen momentan nicht unbedingt unter Verdacht, außer vielleicht auf regionaler Ebene jemals in den Status von Unvergessenen aufzurücken. Daher war es auch umso überraschender, dass wir beim Besuch der Stadt einer lebenden Legende nicht nur über den Weg liefen, sondern ihr auch die Hand schütteln und einige Worte austauschen durften.

Wohl noch etwas geblendet von Gent und Lier an den Vortagen weiß das knapp 50.000 Einwohner zählende Beveren nur so halb zu überzeugen. Zwar verfügt die Stadt mit dem Schloss Cortewalle und großzügigen Parkanlagen sowie Alleen durchaus auch über schöne Flecken. Die Innenstadt versprüht allerdings mehr den Charme einer durchschnittlichen deutschen Fußgängerzone. Kurz: Enthusiasten der Ziegelfassade kommen hier nicht auf ihre Kosten.

Eher durch Zufall entdecken wir dafür ein anderes Highlight, das die Stadt für kurze Zeit – und nur noch bis Ende dieses Jahres – zu bieten hat: Ein Pop-up-Museum für die Fußballlegende Jean-Marie Pfaff, seines Zeichens ehemaliger Torhüter von SK Beveren und Bayern München (Welttorhüter 1987). Mögen die völlig überladenen Räume mit Hunderten bis Tausenden Devotionalien aus der gesamten Karriere schon etwas erdrückend wirken, so kommt der wahre Knockout erst am Schluss. Kurz vor Ende der Führung biegt nämlich Jean-Marie selbst um die Ecke, kommt mit uns ins Gespräch und lässt sich auch für Erinnerungsfotos nicht zwei Mal bitten (kein Mal wäre für ihn aber auch eher keine Option gewesen).

Der heute als SK Beveren bekannte Klub hat im Laufe seiner Geschichte mehrere Fusionen (durchaus auch mit vorhergehenden Insolvenzen) durchgemacht. Der erfolgreichste Stammverein wurde 1934 gegründet und erlebte gegen Ende der 1970er-Jahre und Anfang der 1980er-Jahre seinen sportlichen Höhepunkt – eben mit Jean-Marie Pfaff im Tor. Damals wurden zwei Meistertitel (1979, 1982) und zwei Pokalsiege (1978, 1983) errungen und im Europacup legendäre Spiele etwa gegen Inter Mailand und FC Barcelona ausgetragen. Ab den frühen 2000er-Jahren jagte dann eine finanzielle Horrorsaison die nächste, erst ab 2010 kehrte wieder halbwegs Ruhe in den Verein ein.

Das Auftreten der in der Tabelle abgeschlagenen Gäste aus dem wallonischen Hennegau ist heute nicht gerade darauf angelegt, diese Ruhe aus dem Gleichgewicht geraten zu lassen. Zwar ist das Spiel ähnlich vogelwild wie gestern: Dem Mittelfeld wird von beiden Mannschaften wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt. Lieber halten sie sich nach langen Pässen gleich direkt am Strafraum auf. Im Gegensatz zu Francs Borains wissen die Blau-Gelben aus Beveren das aber auch entsprechend zu nutzen. Bereits zur Pause führen sie mit 3:0, kurz danach fällt auch noch der Siegtreffer. Erst danach schaltet SK zurück und verwaltet die klare Führung bis zum Schluss.

Mangels gegnerischer Fans ist auch die Stimmung im Stadion äußerst einseitig, aber weit entfernt von schlecht. Über das gesamte Spiel hinweg wird im englischen Stil supportet. So richtig ab geht die Fankurve vor allem während der Pause, als ein Best-of der schlechten Partylieder durch die Lautsprecheranlagen gejagt wird.

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