Aarhus GF – Randers FC 2:1

Ceres Park, 12.783 Zuschauer

Ein doch etwas spezielleres Spiel wartet für mich zum Abschluss dieser erfolgreichen Tour durch Dänemark. Gut, dass es zu dem auch in einer durchaus sehenswerten Stadt stattfindet, in der sich Tradition und Moderne stark miteinander verbinden.

Aarhus ist mit seinen knapp 300.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Dänemarks und die größte in Jütland. Die Stadt geht auf die Wikingersiedlung Åros zurück, bereits 948 unserer Zeitrechnung wurde sie als Bischofssitz erwähnt. Bis zum Dreißigjährigen Krieg war sie blühende Seehandelsstadt, erholte sich von diesem wirtschaftlich allerdings erst wieder mit der beginnenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Der Seehafen Aarhus ist heute Dänemarks größter Containerterminal, zudem ist die Stadt auch noch wichtiges Wissenschaftszentrum.

Zum heutigen Heimteam habe ich insofern eine etwas speziellere Beziehung, als ich es bei einem Online-Fußballmanager über beinahe 12 Jahre betreut habe – der Erfolg hielt sich allerdings in Grenzen. Die Aarhus Gymnastikforening wurde 1880 gegründet und ist damit einer der ältesten Sportvereine des Landes. Eine Fußballsparte kam erst 1902 dazu, und auch im realen Leben ist AGF nicht unbedingt die durchgehend strahlende Siegerin.

Vier der bisher fünf Meistertitel gewann der Verein zwischen 1955 und 1961, den letzten schließlich 1986. Mit neun Cupsiegen hält der Klub momentan gemeinsam mit dem FC Kopenhagen noch den Rekord in diesem Bewerb, wird diesen aber wohl eher früher als später ganz an die Hauptstädter verlieren. Zudem sind 68 Saisonen in der jeweils höchsten Liga des Landes (seit 1927) auch eine Bestleistung. Seit 1920 spielt AGF in derselben Heimstätte, die zuletzt 2004 renoviert wurde.

Der abendliche Abschluss der Superliga-Runde lockt durchaus viele Zuschauer in die weitläufige Arena. Nur der während des Spiels einsetzende Starkregen vertreibt viele wieder aus den ersten Reihen des Unterrangs, der für so ein Wetter nicht gut genug geschützt ist. Bezüglich der Atmosphäre bleiben heute dennoch nur wenig Wünsche offen: Sowohl die zahlreich erschienenen Anhänger aus Randers als auch die Heimfans singen und klatschen 90 Minuten lang. Der stimmungstechnische Höhepunkt zum Schluss ist zudem auch dem Geschehen auf dem Spielfeld zu verdanken.

So richtig verdient hat sich AGF den Sieg heute nämlich nicht: Durch ein abseitsverdächtiges Tor gehen die Heimischen zwar in Führung, danach verfallen sie allerdings in stümperhafte Leichtsinnigkeit mit Fehlpässen am laufenden Band. Eine dieser Unachtsamkeiten nutzt Randers zum Ausgleich vor der Pause, und auch danach wackelt Aarhus mehr als eigentlich notwendig. Als schon niemand mehr mit einer Entscheidung gerechnet hatte, landet eine (zur Ausnahme einmal gute) Flanke perfekt auf dem Kopf eines AGF-Kickers und dieser befördert den Ball auch tatsächlich ins Tor.

Dem Jubel kann auch eine achtminütige Nachspielzeit keinen Abbruch tun. Schon gar nicht, weil Randers einen Freistoß am Sechzehner sowie eine Rotgelbe Karte für Aarhus nicht mehr nutzen kann. Im Endeffekt ist es objektiv betrachtet dennoch ein glücklicher Sieg in einem Spiel, das auch mit umgedrehten Ergebnis oder 0:0 enden hätte können.

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