Donaustadion, 8.692 Zuschauer
Ein „Hochrisikospiel“ bildete den Abschluss der kleinen fußballerischen Bildungsreise durch Süddeutschland. Die größte Gefahr bestand dabei freilich darin, dass ich nicht bereits im Vorverkauf eine Eintrittskarte für diese Begegnung in der dritten Liga ergattern könnte. Hatten die Ulmer doch selbst Wiener vom Kauf eines Online-Tickets ausgeschlossen.
Aufgrund des sehr frühen Ankicks verlasse ich bereits zu morgendlicher Stunde Augsburg und lege die gut 45-minütige Zugfahrt in die Stadt an der Donau zurück. Ulm spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle im Heiligen Römischen Reich und ist vor allem für sein gotisches Münster bekannt, das mit 161,53 Metern den höchsten Kirchturm der Welt besitzt. Im historischen Zentrum dominieren Fachwerkhäuser das Stadtbild und zeugen von der reichen Vergangenheit, für die vor allem die Textilproduktion verantwortlich war.









Der SSV Ulm entstand 1970 durch die Fusion zweier städtischer Vereine, von denen der älteste 1846 als Turn- und Sportgemeinde (TSG) gegründet worden war. In ihr war 1893 erstmals der Fußball als Sportart praktiziert worden. Mit dem Zusammenschluss wurde ein rascher Erfolg erhofft, allerdings gelang erst 1978 der Aufstieg in die zweite Bundesliga Süd. Danach pendelte man lange zwischen dritter und zweiter Liga, bis 1997 ein gewisser Ralf Rangnick auf den Plan trat.
Mit seiner innovativen Spielweise führte er 1998 die Mannschaft nach dem Aufstieg in die zweite Liga auch zur Herbstmeisterschaft. Sein bereits vereinbarter Wechsel zum VfB Stuttgart zur nächsten Saison führte allerdings zu einer Serie von sieglosen Spielen, die ihn schließlich zum Rücktritt bewegten. Den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga vollbrachte dann Martin Andermatt auf der Trainerbank. Sehr viel Glück hatte man damit aber nicht: Nach nur einer Saison hieß es wieder Abschiednehmen von der höchsten Spielklasse. Der verpasste Klassenerhalt in der zweiten Liga und die verweigerte Lizenz in der Regionalliga bedeuteten ein Jahr später sogar den direkten Fall in die Viertklassigkeit. Danach wurde es nur noch übler: 2009 spaltete sich die Fußballabteilung vom Gesamtverein ab, bis 2014 folgten drei Insolvenzen. Erst danach kam es zu einer Konsolidierung und in dieser Saison betrat man nach dem Aufstieg in die dritte Liga erstmals wieder die bundesweite Fußballbühne.
Auf dieser präsentiert man sich bisher ganz passabel, geht man doch als Tabellendritter in die heutige Partie gegen die Mannschaft aus dem Ruhrpott. Bei herrlichem Sonnenschein und vor gut gefüllten Rängen entwickelt sich aber nicht gerade das attraktivste aller Spiele. Die „Spatzen“ gehen durch einen abgefälschten Schuss aufs Tor zwar bereits in der ersten Halbzeit in Führung, das Match bleibt aber über weite Strecken zerfahren. Das 2:0 in Minute 80 bringt nur scheinbar Sicherheit, auch weil zwei Chancen für mehr Treffer danach stümperhaft vergeben werden. Stattdessen fangen sich die Schwarz-Weißen sogar den Anschlusstreffer ein und müssen bis zur letzten Minute zittern. Erst mit dem Abpfiff sind ihnen weitere drei Punkte sicher.
























